Aufbruch und Abschied

Jetzt ist Schluss! Nach siebeneinhalb Jahren gibt´s frischen Wind. Für mich und fürs GJW. Im  November starte ich mit Gemeindedienst in Varel und im Dezember legt Tim Sporré als Jugendreferent im GJW NWD los. Es freut mich, dass so schnell ein Übergang gelingt und Tim die klare innere und äußere Berufung bekommen hat.

Was ich im Rückspiegel sehe: Junge Menschen beim Erwachsenwerden. Jede und jeder einzigartig geschaffen. Bei Freizeiten und Events konnte ich sie bestaunen: traurige und schöne  Geschichten, Talente, Fragen und verrückte Einfälle. Ich bin fasziniert von den Spuren Gottes im Leben von jedem Menschenkind, und sei es noch so rauer Boden, auf dem es zu gehen hat. Das GJW ist natürlich nur ein Ort in der Prägung der jungen Menschen neben Schule, Familie etc. Aber für viele ein wesentlicher Hoffnungsort als Freiheitsraum zum Ausprobieren und Sein. Als Schutzraum zum Ankommen, Nachdenken, Aussprechen, Lachen und Weinen. Als kreativer Jesus-Raum voller erfrischender Begegnungen. Hier entstehen Freundschaften für Jahre. Ich bin froh, dass ich daran mitarbeiten durfte und persönliche Aufbrüche erleben konnte.

Ich sehe junge Engagierte, die kraft ihres Glaubens Verantwortung übernehmen. In ihrem Alltag, und darüber hinaus in ihren Gemeinden, als Mitarbeitende bei unseren Freizeiten, in Leitungsaufgaben, im Gestalten des Jugendverbands. Von ihnen habe ich viel gelernt. Weil ich mich persönlich lieber in Gespräche und Themen vertiefe als organisatorisch den Überblick zu behalten, war ich froh, dass unser nordwestdeutsches GJW als starkes Netzwerk der vielen Begabten gelebt wird.

Jugendverbands-Arbeit steht unter dem Einfluss aktueller „Megatrends“. Ich nenne die starke digitale Aktivität der Jugendlichen: Serienstreaming, zeitintensives Durchscrollen in Sozialen Medien, Gaming, aber auch produktive Videokonferenzen, gemeinsames Arbeiten an Dokumenten, schneller Informationsfluss, Kontakte pflegen, gute Botschaft verbreiten, Content kreieren. Ich beobachte hohe Erwartungen an Ästhetik in sämtlichen Lebensbereichen, die Dinge wollen „schön“ inszeniert sein. Innerhalb der Freikirchen geht konfessionelle Identität rapide zurück; bedeutet das Heimatlosigkeit oder ist es neugierige Offenheit? Unter dem Einfluss solcher und weiterer Trends steht auch die GJW-Arbeit. Die Botschaft von Jesus Christus bleibt - liebgewonnene Formen stehen ständig auf dem Prüfstand.

Im nordwestdeutschen Baptismus bilden dichte Verwandtschaften ein starkes Rückgrat, auch in unserem Jugendverband. Nicht wenige Absprachen werden auf nichtoffiziellen Kanälen getroffen. Ein Pfund! Und eine Herausforderung. Wir wollen ja nicht „unter uns“ bleiben, das Reich Gottes besteht nicht in kultureller Ähnlichkeit oder Traditionspflege. Gottes Reich kommt auf uns zu, als immer neue Einladung, sehend zu werden für die andere Wirklichkeit.   

Jetzt freue ich mich auf die Gemeindearbeit in Varel. Konzentration auf eine Gemeinde und die Menschen eines Ortes mit ihren Anliegen. Weil ich dort auch für die junge Gemeinde arbeiten darf, bin ich unendlich froh, dass es das GJW gibt, von dessen Möglichkeiten wir als Baptisten Varel profitieren werden, und dessen Netzwerk wir mitgestalten dürfen.

Es war mir eine Ehre, für und mit euch zu arbeiten. Danke für alles Vertrauen und alle Unterstützung. Ein großes Dankeschön geht hiermit auch an die Jugendreferent:innen und Pastor:innen unserer Region! Ihr seid wichtig für die Kinder- und Jugendarbeit im Nordwesten!

Euer Jann-Hendrik